Gottesgabe oder Teufelsdreck? –
Das Tabakskraut in der Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts
Zu einer Matinée der besonderen Art lud der Heimat- und Kulturverein am 7.5.2023 ein. Der ehemals an der Universität Heidelberg lehrende Prof. Dr. Wilhelm Kühlmann führte anhand bekannter und fast vergessener Autoren durch die Ambivalenz im Umgang mit dem Tabakskraut in den letzten Jahrhunderten.
Nach einer kurzen geografisch-historischen Hinführung von Christoph Kolumbus, der das Tabakskraut als erster Europäer kennenlernte über Jean Nicot, den Namensgeber der Tabakpflanze Nicotiana und des wichtigsten Inhaltsstoffes Nikotin, gelangten wir in unsere Gegend, in der der Anbau der Tabakpflanze noch vor 150 Jahren der wichtigste Arbeitgeber war und in das Forster Jägerhaus, das mehrere Jahrzehnte als Zigarrenfabrik diente.
Wir hörten viele Loblieder auf das Tabakskraut, dem allerlei gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen wurde, aber auch kritische Stimmen, die vor dem „trockenen Trinken“ des Tabaks warnten (1652) oder gar das Tabakrauchverbot auf öffentlichen Plätzen in Wien von 1837.
Im Laufe der Jahrhunderte folgten weitere Argumente für den Konsum von Tabak, wie z.B. als Sorgenpflaster, als abendliche Zur-Ruhe-kommen-Routine, als Ärgern des Satans (denn der kann es „ohnedem nicht leiden, wenn ein Mensch in stillen Freuden in sich selbst vergnüget ist“; von Canitz 1654 - 1699) oder dem musikalischen Lob des Tabaks, welches uns von Susanne Kaiser und Ute Petersilge in Form der Tabakkantate von Stoltzenberg und dem nachdenklichen Lied von J. S. Bach meisterlich vorgetragen wurde.
Beim Eintauchen in vergangene Zeiten halfen die von Anne Schürrle ausgewählten und gezeigten Bilder.
Ein Zitat von Goethe (1806) durfte nicht fehlen, da er der Meinung war, dass das Rauchen dumm mache und nur für Müßiggänger sei. Er warnte davor, „was diese … Schmauchlümmel“ aus Deutschland machen werden.